Tampons in der Familie

Doch Schoellings Schwester wurde misstrauisch und bohrte so lange, bis er mit der Wahrheit rausrückte. »Mein Vater fragte: ›Was ist das denn?‹ Darauf sagte meine Mutter: ›Na, das weißt du doch! Für die Monatshygiene.‹ Da kriegte mein Vater einen roten Kopf und ging raus. Ausgerechnet sein Sohn, in den er so viel Geld investiert hatte, machte Tampons! Von da an hatte ich Ruhe.«

Die Familie hat sich mittlerweile daran gewöhnt; Schoellings Sohn machte sich, als er noch zur Schule ging, gern mal bei den Klassenkameradinnen mit ein paar Gratis-Tampons beliebt, und selbst am Esstisch ist das Thema Monatshygiene nicht tabu. Schließlich gab seine Frau schon oft entscheidende Tipps. Nur bei der Arbeit stößt er immer noch auf ungläubig grinsende Gesichter. Nicht in der o.b.-Fabrik in Wuppertal, wo man ihn mittlerweile »Tamponpapst« nennt, sondern auf den zahlreichen Messen, die der Ingenieur im Zeichen des Wattewickels besucht, um sich für die nächste Produktverbesserung inspirieren zu lassen.

Schoellings fächerübergreifende Kombinationsgabe würde vermutlich sogar auf einer Heimtiermesse Nützliches für die Tamponproduktion zutage bringen.

So entdeckte er bei einer Automobilmesse eine Firma, die für VW Crash-Simulationen am Computer anfertigt. Daraus lernen die Autobauer, welche Teile beim Aufprall am stärksten verformt werden. »Wir machen eigentlich nichts anderes«, dachte sich Schoelling da, »wir haben einen Wattewickel, den wir von außen crashen.«

Als er jedoch versuchte, mit den Experten ins Gespräch zu kommen, blitzte er erst mal ab. »Stellen Sie sich Leute vor, die wirklich professionell und intelligent Maschinenbau betreiben und mit hoch wissenschaftlichem Equipment Autos und Fahrgastzellen berechnen. Und dann kommt einer vorbei, der so eine Computersimulation für einen Tampon will. Noch dazu ein Mann. Zuerst glaubten sie, ich käme von Johnson Autowax. Als ich dann sagte: ›Nö, Johnson Hygieneartikel‹, erkannte man an ihrer Mimik, dass sie überlegten, wie sie jetzt weitermachen sollten.«

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