Der Tamponautomat

Zugegeben, im Grunde ist ein o.b. tatsächlich nur ein aufgerollter und gepresster Wattewickel, dessen Job es ist, möglichst viel Menstruationsblut aufzunehmen. Aber man muss sein Innerstes verstehen, um ihn zu Höchstleistungen motivieren zu können. »Ich deformiere ihn bewusst so, dass er sich gerade noch erinnern kann: Ich war ja mal ein Wickel«, sagt Schoelling. Ein glücklicher, freier Wattestreifen, der nur »schläft« und darauf wartet, sich wieder voll entfalten zu können, sobald er mit Flüssigkeit in Kontakt kommt. »Ich könnte ihn auch auf die Größe einer Tablette pressen«, sagt der Ingenieur, »aber der Kern wäre dann wie ein Stück Holz.«

Zwar drückt der von Schoelling entwickelte »o.b.-Automat« mit einigen Tonnen zu, aber die sind genau dosiert. Wie gesagt: einschläfern, nicht umbringen. Bei artgerechter Behandlung bedankt sich der Tampon mit Wohlverhalten. »Er muss so machen«, sagt der Diplomingenieur, atmet tief ein und breitet die Arme aus, als wäre er die Jesus-Statue in Rio. »Wenn er aber überpresst ist, macht er nur …« – Schoelling rollt sich zusammen und japst nach Luft: »Hupp, hupp.«

Nur keine Hemmungen, Hans Werner Schoelling ist daran gewöhnt, dass gelacht wird, wenn er von seinem Job erzählt. Immer noch besser als das peinliche Schweigen, das ihm zu Beginn seiner Laufbahn oft entgegenschlug.

Als er im Alter von 28 Jahren von einer »handfesten Maschinenbaufirma« zum Wuppertaler Hygieneartikelhersteller Dr. Carl Hahn KG (heute im Besitz des amerikanischen Konzerns Johnson & Johnson) wechselte, versuchte er, die neue Aufgabe familienintern noch mit der Umschreibung »Verpackungsmaschinen« zu verkaufen. »Da sprach damals ja keiner drüber.«

zurück
weiter