Die Rille

Um den Flüssigkeitsstrom zu verlangsamen, brachte Hans Werner Schoelling dem Tampon deshalb vor zwei Jahren das Wedeln bei. Die Rillen, schon 1992 eingeführt, um eine gleichmäßigere Ausdehnung der Watte zu gewährleisten, laufen nun mit einer leichten Drehung um den Tampon herum. Das bewirkt, dass das Menstruationsblut nicht in Schussfahrt vorbeisausen kann, sondern mehr Zeit hat, sich ins Innere vorzuarbeiten.

Wie stark diese Rillen zu guter Letzt verdreht werden konnten, unterlag simplen Naturgesetzen. »Eine Schraube hat eine gewisse Steigung, mit der man sie noch leicht drehen kann«, erklärt der Entwickler. »Mechanisch gesehen, gibt es da Grenzen. Das ist Physik, und die können auch wir mit unseren Tampons nicht außer Kraft setzen.« Weniger seriös ausgedrückt: Je steiler das Gewinde, desto besser wäre zwar die Saugkraft, doch der Tampon säße dann bombensicher wie eine Schraube. Was bei Monatshygiene eher kontraproduktiv wäre.

Einmal pro Monat fliegt Schoelling in die USA, um in der konzerneigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung ein wenig Gedankenaustausch zu betreiben. Bei der Konzernleitung habe er »Narrenfreiheit«, freut er sich: »Ich kann hier schalten und walten, wie ich will.«

Anregungen zur Produktverbesserung bekommt seine Entwicklungsabteilung durch laufende Kundinnenbefragungen. Dass ausgerechnet ein Mann ständig am weiblichsten aller Hygieneartikel tüftelt, ist dabei sogar von Vorteil. Für Schoelling gibt es kein »Das ist eben so«. Wenn die Kundinnen anmerken, dass die Entfernung des Tampons an Tagen mit schwacher Blutung aufgrund mangelnder Durchfeuchtung schwierig ist, springen seine Assoziationsmechanismen an und resultieren drei Jahre später in einem Vlies namens SilkTouch, das den gesamten Tampon umschließt und dadurch für bessere Gleitfähigkeit sorgt.

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