Nichts als Watte im Kopf

Tampons haben ein Gedächtnis. Sie schlafen, bevor sie in Aktion treten – und wer nicht aufpasst, bringt sie um. Niemand weiß das besser als Hans Werner Schoelling: Er stellt sie seit 30 Jahren her.

Es war an einem Wintertag, als Hans Werner Schoelling eine Idee hatte. Die Familie verbrachte den alljährlichen Skiurlaub in der klassischen Rollenteilung: Vater und Mutter wedelten gemütlich den Hang hinab, während der Sohn, jung und dynamisch, Schuss runterfuhr. Dessen Vergnügen war bei jeder Fahrt schnell vorbei, und er musste sich gleich wieder am Skilift anstellen. Dieser Gegensatz, Schuss gleich schnell, Wedeln gleich langsam, ließ Hans Werner Schoelling keine Ruhe, und er sagte zu seiner Frau: »Ich muss mir Gedanken machen.« So kamen die geschwungenen Rillen in den o.b. Die Geschichte der Menstruation ist eine Geschichte voller Missverständnisse.

Zum Beispiel, dass ein Tampon lediglich ein Stück Watte mit Bändchen dran ist. Nicht für Hans Werner Schoelling: »Ein Tampon hat auch Leben. Er atmet. Er hat ein Gedächtnis. Und wenn ich ihn überpresse, ist er tot.« Doch, das meint er ernst. So ernst, wie es ein knapp 60-jähriger Maschinenbauingenieur meinen kann, der seit über 30 Jahren nichts als Tampons sowie deren Herstellung im Kopf hat. Das hinterlässt unweigerlich Spuren.

Hans Werner Schoellings Beruf erfordert nicht nur, sich – Vorsicht, Kalauer! – in Frauen hineinzuversetzen, er ist im Laufe seiner Karriere zum engagiertesten Kämpfer wider die Minderschätzung eines kleinen Wattewickels geworden. »Das ist ein Produkt, bei dem man sich austoben kann«, schwärmt er, »und dank der neuen Technologien stecken wir voller Ideen, es noch effektiver zu machen. Das ist gigantisch!«

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